Adventkalender 2021 als Zusammenfassung von Giorgio Agambens Buch
„An welchem Punkt stehen wir? Die Epidemie als Politik“
- 5.Adventfenster / Zusammenfassung von Kapitel 4
An welchem Punkt stehen wir?
vom 20.3.2020
In diesem Kapitel geht Agamben der Frage nach, was es denn bedeutet, im gesundheitlichen Notstand zu leben? Es bedeutet gewiss zu Hause zu bleiben.
Es bedeutet aber auch, sich gegen die forcierte Panik der Medien und Institutionen zu wehren.
Es bedeutet, die anderen nicht nur als „Salber“ (also als Virusüberträger), sondern als Mitmenschen zu sehen, die wir lieben und unterstützen.
Es bedeutet, klar zu denken und sich zu fragen, inwieweit die Regierenden mit dem militarisierten Notstand die eigene Verantwortung für den Abbau des Gesundheitssystems auf die Bürger schieben.
Es bedeutet, die eigene Stimme zu erheben, genügend finanzielle Mittel für die Gesundheitsbereiche zu fordern.
Es bedeutet, die Richter daran zu erinnern, dass die Zerstörung des Gesundheitssystems ein schwereres Verbrechen darstellt als das Verlassen des Hauses.
Es bedeutet, einen Plan für die Zeit nach dem Notstand zu gestalten, zum normalen Leben zurück zu finden und zwar unabhängig von den selbsternannten Experten.
Denn eines ist klar: wir werden nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können.
Die Misere, in die uns die Religion des Geldes und die Blindheit unserer Regierenden gestürzt hat, wird nicht umsonst gewesen sein, wenn wir bereit sind, Vergessenes wieder neu zu erlernen.
Vergessen und neu erlernen müssen wir die Sicht auf die Erde und unsere Städte als Wohnraum.
Neu erlernen müssen wir den Umgang mit der Verführung der Werbung und den Kauf überflüssiger Dinge
Neu erlernen müssen wir die teilweise Selbstversorgung, anstatt zur Gänze auf den Supermarkt angewiesen zu sein.
Neu erlernen müssen wir die Sinnhaftigkeit unserer Urlaube, denn wir haben das Wohnen in unseren eigenen Städten verlernt und sie zu Vergnügungsparks für Touristen gemacht. Ohne Touristen sind sie zu gespenstischen Nicht-Orten geworden.
Die einzig sinnvolle Frage ist für Agamben daher nicht die Frage der falschen Philosophen, nämlich „Woher kommen wir? Wohin gehen wir“, sondern „An welchem Punkt stehen wir?“