Adventkalender 2021 als Zusammenfassung von Giorgio Agambens Buch
„An welchem Punkt stehen wir? Die Epidemie als Politik“
9. Adventfenster – Zusammenfassung Kapitel 5
„Überlegungen zur Pest“
vom 27.3.2020
In diesem Kapitel geht Agamben der Frage nach, wie es denn sein kann, dass sich eine ganze Gesellschaft verpestet bzw. verseucht fühlt? Sich in Häusern isoliert? Normale Lebensbedingungen suspendiert? Ihre Arbeitsverhältnisse, Freundschaften, Liebesbeziehungen, religiöse und politische Überzeugungen ohne Protest und Widerstand aufgibt?
Agamben kommt zum Schluss, dass es die Seuche unbewusst vorher schon gegeben haben muss. Das möglicherweise einzig Positive, das Agamben der gegenwärtigen Situation abgewinnen kann ist, dass die Menschen sich zu fragen beginnen, ob ihre Lebensweise die richtige war.
Die eschatologische Sprache der Pandemie stillt lt. Agamben ein vorhandenes Bedürfnis nach Religion, das die Kirche nicht mehr zu befriedigen vermag und welche die wahre Religion unserer Zeit zum Vorschein bringt: die Religion der Wissenschaft.
Wie jede andere Religion kann die Religion der Wissenschaft aber auch Aberglauben und Angst verbreiten, ebenso gibt es konkurrierende Diskurse der vorherrschenden Orthodoxie und davon abweichende häretische Bewegungen.
Wie in solchen Fällen üblich, sichern sich auserkorene Experten die Gunst des Monarchen, der je nach den eigenen Interessen sich für die einen oder anderen Maßnahmen einsetzt. Agamben vergleicht dies gar mit den religiösen Streitigkeiten, die seinerseits die Christenheit spalteten.
Die Menschen glauben an nichts mehr außer an das nackte biologische Leben, das es um jeden Preis zu retten gilt. Jede Überzeugung, jeder gemeinschaftliche Glauben zerfällt.
Der monströse Leviathan mit dem gezückten Schwert erhebt sich, denn er kann auf der vorherrschenden Angst eine Tyrannei errichten.
Selbst für diejenigen, die sich noch ein Mindestmaß an Klarheit im Denken bewahrt haben, wird es nach der Verkündung des Endes der Seuche, trotzdem nicht möglich sein werden, zum Leben vor der Krise zurückzukehren.
Dennoch sollen wir lt. Agamben nicht verzweifeln, denn die Hoffnung ist uns nur um der Hoffnungslosen willen gegeben.